Beschreibung: | In der Umgangssprache eine Abfolge geschriebener Wörter, die untereinander in Zusammenhang stehen. In der Literaturwissenschaft finden sich abweichende Verwendungsweisen des Textbegriffs: In der Praxis wird ‚Text’ oftmals synonym zu ‚Werk’ verwendet; in der Literaturtheorie kann der Begriff – je nach Position – unterschiedlich bestimmt werden (vgl. auch [[keywordid:26494:Textualität]]). Im Strukturalismus, der den Begriff des Werks als zu voraussetzungsreich ablehnt, ist der literarische Text zentraler Bezugspunkt einer literaturwissenschaftlichen Untersuchung. Ein Text wird als semiotisches System verstanden, das Teil größerer semiotischer Systeme ist: der Gattung, der Literatur (vgl. Literaturbegriff), der Kultur, der Sprache. Diese übergeordneten semiotischen Systeme werden als ‚Kontext’ des Textes bezeichnet. Auch poststrukturalistische Theorien lehnen den Werkbegriff ab und betrachten den Text als Bezugspunkt der literaturwissenschaftlichen Untersuchung. Die klare Trennung zwischen Text und Kontext wird im Rahmen der meisten poststrukturalistischen Theorien jedoch abgelehnt: Kontexte sind textuell verfasst und somit ihrerseits als Texte zu betrachten, wobei einzelne Texte zueinander im Verhältnis der [[keywordid:26521:Intertextualität]] stehen und sich gegenseitig kommentieren. Im Extrem führt diese Überlegung zur Auflösung des Textbegriffs: Bei Julia Kristeva tritt an die Stelle des Textes ein umfassender Intertext. In der Dekonstruktion ist der Begriff des Textes sogar zentrales Element einer erkenntnistheoretischen Position, die als ‚linguistischer Konstruktivismus’ bezeichnet werden könnte: Die Welt ist uns ausschließlich in Form sprachlicher Zeichen und daher als Text gegeben. |