Beschreibung: | Mit dem Begriff 'Diskursanalyse' wird in verschiedenen Disziplinen Unterschiedliches bezeichnet.
(1) In der Linguistik und in sprachanalytischen Ansätzen z.B. meint der Begriff Verfahren der Gesprächs- oder Konversationsanalyse,
(2) in der Frankfurter Schule, vor allem bei Jürgen Habermas, wird die Untersuchung einer besonderen Form rationaler Kommunikation als 'Analyse eines Diskurses' bezeichnet.
(3) In der Literaturtheorie bezieht sich 'Diskursanalyse' in aller Regel auf ein von Michel Foucault begründetes Verfahren der historischen Rekonstruktion von Wissen: ein Verfahren, das Diskurse auf ihre Beschaffenheit, Funktionsweisen und Effekte hin untersucht. Die literaturwissenschaftliche Diskursanalyse wendet sich vor allem gegen Annahmen der Hermeneutik und gegen Interpretationspraktiken, die sich an ihr orientieren. Vor allem hermeneutische Bedeutungskonzeptionen (vgl. Bedeutung) und das interpretationsleitende Konzept der Autorintention (vgl. Autor, Intention) werden als verfehlt betrachtet. Die Suche nach dem Sinn 'hinter' den Texten wird als ein uneinlösbares Unternehmen angesehen: Da Literatur sich der Suche nach Sinn verweigert und offene Texte hervorbringt (was vor allem in der Moderne der Fall ist), tragen Theorien, die ihre Aufgabe in der Rekonstruktion von Sinn sehen und die ein geschlossenes Werkganzes voraussetzen, unangemessene und verfälschende Maßstäbe an diese Texte heran. Dagegen werden neue Bestimmungen traditioneller Kategorien gesetzt, z.B. ein alternatives Autorkonzept, die Auffassung von literarischen Texten als kontingenten 'Knotenpunkten' im Netzwerk von Diskursen, die Annahme, Kontexte seien stets als sprachliche Größen zu bestimmen. |