Beschreibung: | Nach einer der zentralen Annahmen der Cognitive Poetics prägen die kognitiven Mechanismen des Menschen auch das Verarbeiten literarischer Texte, weshalb die Erforschung von Schemata auch literaturwissenschaftlich interessant ist. Unter ‚Schemata‘ werden mentale Strukturen verstanden, die die Verarbeitung von Information leiten. Solche Wissensstrukturen können unterschiedlich organisiert sein: ‚Frames‘ umfassen zusammengehörige Wissensbestände, die eher statisch angeordnet sind, also beispielsweise Wissen darüber, welche Gegenstände normalerweise in einem Restaurant anzutreffen sind. ‚Scripts‘ sind eher prozessural organisiert und betreffen Vorgänge, also beispielsweise Wissen darüber, wie ein Restaurantbesuch abläuft. Die Annahme solcher Schemata gestattet unter anderem zu erklären, weshalb Leser eine fragmentarische Textpassage (‚Er betrat den Raum und bestellte ein Schnitzel‘) als kohärente Situationsbeschreibung auffassen können; zudem macht sie deutlich, dass Leser ein und denselben Text unterschiedlich ‚verstehen‘ können, wenn sie verschiedene, individuell oder kulturell geprägte Scripts und Frames aktivieren. Schemata werden bei der Lektüre von Lesern als eine Art Vorlage in Anschlag gebracht, in die aufgenommene Textdaten eingesetzt werden. Sie dienen sowohl dem Verstehen der Textwelt als auch der Interpretation. |