Beschreibung: | Die Systemtheorie ist ein interdisziplinäres Beschreibungsmodell, mit dem u.a. in Logik, Soziologie, Natur- und Kulturwissenschaften Strukturen und Funktionen komplexer Phänomene rekonstruiert und analysiert werden. Verschiedene Spielarten der Systemtheorie, und hier vor allem Niklas Luhmanns Variante, wurden in den Sozialwissenschaften herangezogen, um Gesellschaftsstrukturen zu beschreiben. Der Begriff ‚System’ dient dabei zur Bezeichnung gesellschaftlicher Teilbereiche. In der Literaturwissenschaft werden seit den 1970er Jahren verstärkt systemtheoretische Ansätze diskutiert und adaptiert. Die Systemtheorie der Literatur wird vor allem eingesetzt, um das Verhältnis von Literatur und Gesellschaft auf eine komplexe Weise zu modellieren und literarhistorische Prozesse entsprechend zu beschreiben. Literatur gilt in den meisten systemtheoretischen Ansätzen als autopoietisches System, das zu den Teilsystemen der Gesellschaft gehört und sich durch eine besondere Funktion sowie eine eigene Leitdifferenz von anderen Teilsystemen unterscheidet. In systemtheoretisch orientierten Studien kann Literatur z.B. mit Bezug auf Luhmanns Modell der gesellschaftlichen Evolution und der Entwicklung der dazugehörigen Semantik untersucht oder es kann die komplexe zeitgenössische Kommunikationssituation literarischer Texte rekonstruiert werden. Systemtheoretische Ansätze werden auch in der Kultur- und Medientheorie vertreten. |