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Schlagwort: | Textanalyse |
Beschreibung: | In der Literaturwissenschaft wird mit dem Begriff ‚Textanalyse’ in der Regel die genaue Untersuchung eines literarischen Texts oder einzelner seiner Teile durch Zerlegen in seine oder ihre Elemente bezeichnet. Die Auffassungen von den angemessenen Verfahren einer genauen Untersuchung variieren jedoch. Es dominieren drei Verwendungsweisen, die vor allem in Hinsicht auf die Funktionen, die Textanalysen zugeschrieben werden, abweichen: (1) Textanalyse als Verfahren, um elementares Textverständnis zu ermöglichen und zu prüfen und um Verstehensprozesse zu erfassen; Textanalyse in diesem Sinne kann als Alternative zur Interpretation verstanden werden. (2) Textanalyse als Vorstufe und Bedingung der Interpretation, z.B. als Bedingung zur Erstellung des Textmodells, auf das eine Interpretation zurückführbar sein muss. (3) ‚Textanalyse’ als Oberbegriff für ‚wissenschaftliche Untersuchung literarischer Texte’, der Beschreibung und Deutung gleichermaßen einschließt; ‚Textanalyse’ und ‚Interpretation’ werden hier synonym gebraucht. In strukturalistischen Ansätzen z.B. besteht das Ziel einer Textanalyse in der Erhebung der Struktur des Textes. In einem ersten Schritt kann eine erste Gliederung des untersuchten literarischen Textes in syntaktische Einheiten (etwa Strophen, Kapitel, Abschnitte) und semantische Segmente (etwa Orte, Figuren, Figurencharakteristika, Handlungselemente) vorgenommen werden. Im Anschluss wird deren syntagmatische Verteilung analysiert, nach paradigmatischen Selektionsmechanismen gefragt (vgl. Paradigma und Syntagma) und es werden Beziehungen auf beiden Ebenen sowie zwischen ihnen identifiziert. Typischerweise lassen sich Äquivalenzen oder Oppositionen z.B. auf der Ebene der Figuren ausmachen. Der Text repräsentiert auf der lexematischen Ebene eine ‚Wahl aus Alternativen’ aus dem paradigmatischen Repertoire der Ausgangssprache, aber auch aus poetologischen, ideologischen oder sonstigen semiotisch vermittelbaren Systemen, die identifiziert und beschrieben werden sollen. |