Beschreibung: | Mit ‚Werkimmanenz’ (auch ‚werkimmanente Interpretation’ oder ‚werkimmanente Methode’) bezeichnet man allgemein eine literaturwissenschaftliche Richtung, für die das literarische Werk bzw. der literarische Text im Zentrum steht, während Kontexte weitgehend ausgeblendet bleiben bzw. Hilfsfunktionen erfüllen. Das literarische Werk wird als stilistisch geschlossener und ästhetisch autonomer Gegenstand angesehen. Sein Wert liegt in seinem spezifischen ästhetischen Wirkungspotenzial, das weder durch Paraphrasen noch durch Erläuterungen vollständig erfasst oder gar ersetzt werden kann. Das Ziel werkimmanenter Interpretationen liegt darin, die Komplexität eines literarischen Werks anhand seiner formalen und inhaltlichen Eigenschaften zu erforschen und sein ästhetisches Wirkungspotenzial herauszuarbeiten (vgl. auch Stilkritik). Wissenschaftsgeschichtlich betrachtet stellt die Werkimmanenz das Modell der Literaturwissenschaft dar, das in den deutschsprachigen Ländern nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre dominierte. Die Werkimmanenz richtete sich vornehmlich gegen biographistische Interpretationsansätze und gegen die Vereinnahmung der Literatur für außerästhetische Zwecke. Zu ihren wichtigsten Vertretern gehörten u.a. Wolfgang Kayser und Emil Staiger. Hinsichtlich ihrer Zielsetzungen und theoretischen Grundannahmen steht die Werkimmanenz dem amerikanischen New Criticism nahe. |