Beschreibung: | ‚Autonom’ heißt, wörtlich übersetzt, ‚eigengesetzlich’. Die Annahme, dass Literatur bzw. ein literarisches Werk ‚autonom’ ist, gilt vielen ästhetischen Theorien und Literaturtheorien als Gemeinplatz. Im Einzelnen kann die Rede von der Autonomie des Literarischen Unterschiedliches besagen – nämlich unter anderem: (1) Institutionelle Autonomie: Produktion und Rezeption literarischer Werke unterliegen eigenen Konventionen oder Regeln; (2) Ideologische Autonomie: Literatur ist unabhängig von ‚herrschenden’ Ideologien – etwa seitens des Staats oder der Kirche; (3) Interpretationstheoretische Autonomie: Das literarische Werk wird, wenn es einmal veröffentlich ist, als unabhängig von seinem Entstehungskontext angesehen (vgl. Interpretation, intentional fallacy); (4) Semantische Autonomie: Fiktionale Literatur nimmt nicht auf die Wirklichkeit Bezug (vgl. Semantik); (5) Fiktionslogische Autonomie: Fiktive Welten sind eigengesetzlich und unterscheiden sich in verschiedenen Hinsichten von der Wirklichkeit (vgl. [[keyword:Fiktionalität]]). Ausgehend von der These, Literatur bzw. Kunst sei in einem der eben genannten Sinne autonom, argumentieren Vertreter des sogenannten Autonomismus gegen zweckrationale Funktionalisierungen von Kunst. Zum Beispiel ist eine moralische oder kognitive Auseinandersetzung mit Literatur aus Sicht des Autonomismus dem Gegenstand unangemessen. Ausschließlich oder vorrangig ästhetische Kriterien seien für die Beurteilung von Literatur relevant. |