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Schlagwort: Rezeptionsgeschichte
Beschreibung: (1) Unter ‚Rezeptionsgeschichte’ wird in einem weiten Sinne die historische Rekonstruktion der Rezeption eines literarischen Einzelwerks oder einer Gruppe von Werken verstanden. Untersucht werden kann z.B., wie ein Werk zu unterschiedlichen Zeiten und unter unterschiedlichen Bedingungen verstanden und bewertet worden ist. (2) In der [[keywordid:26387:Rezeptionsästhetik]] wird ‚Rezeptionsgeschichte’ enger verwendet und (i) auf einer Metaebene als Bezeichnung für ein literaturwissenschaftliches Verfahren, (ii) auf der Objektebene als Bezeichnung für einen literaturgeschichtlichen Prozess eingesetzt. (i) Auf der Metaebene bezeichnet man mit ‚Rezeptionsgeschichte’ eine von Hans Robert Jauß entwickelte Form der Literaturgeschichtsschreibung, in der die Aneignung literarischer Werke durch Leser im Mittelpunkt steht (vgl. Konkretisation). Aus Sicht der Rezeptionsgeschichte kommt der Rezeption und der Wirkung literarischer Texte auf Leser eine mindestens ebenso große Bedeutung innerhalb der literarischen Kommunikation zu wie den Texten und Autoren, an denen sich die herkömmliche Literaturgeschichtsschreibung orientiert. Jauß fasst die Relevanz der Rezeptionsgeschichte für die Produktion und Rezeption einzelner literarischer Texte in dem Begriff des Erwartungshorizonts. (ii) Auf der Objektebene dient der Begriff ‚Rezeptionsgeschichte’ zur Benennung eines literarhistorischen Prozesses. Für Jauß entfaltet sich in der Rezeptionsgeschichte das ‚Sinnpotenzial’ eines literarischen Werks gewissermaßen schrittweise, in einem hermeneutischen Prozess aufeinander folgender historischer Stufen: Leser verstehen den Sinn des Werks auf eine angemessene Weise, wenn sie die historischen Bedingungen des Werks und zugleich den historischen Horizont ihrer jeweiligen Rezeptionssituation berücksichtigen und beides integrieren (vgl. Gadamers Konzept der Horizontverschmelzung). Die Angemessenheit des Verstehens ändert sich demnach mit der historischen Rezeptionsstufe des Lesers.
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