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Schlagwort: | Dezentrierung |
Beschreibung: | ‚Dezentrierung’ ist ein Begriff poststrukturalistischer Theorien. Jacques Derrida benennt mit ihm eine Denkfigur, die sich dezidiert von dem auf Zentriertheit ausgerichteten Denken der abendländischen Tradition abgrenzt. ‚Dezentriertes’ Denken sucht nicht mehr nach einem Zentrum, dem Wesen der Dinge, dem ‚eigentlichen’ Sinn unter der Oberfläche eines Textes etc., sondern untersucht Phänomene an den ‚Rändern’ von Texten und nimmt einen unendlichen Prozess der Bedeutungsgenerierung an (vgl. [[keyword:dissémination]]). Während sich Derrida intensiv mit einer ‚Dezentrierung des Subjekts’ auseinandersetzt, worunter er eine Fragmentarisierung von Identitätskonstrukten versteht, überträgt Michel Foucault den Begriff der Dezentrierung auf gesellschaftliche Machtstrukturen und spricht von einer ‚Dezentrierung der Macht’, womit er die Instabilität und Dynamik gesellschaftlicher Strukturen bezeichnet. Unter ‚Dezentrierung’ kann – weniger grundsätzlich – auch die Annahme gefasst werden, dass Texte nicht isoliert für sich stehen, sondern vielmehr in einen intertextuellen Verweisungszusammenhang eingebunden sind, der eine permanente Verschiebung der Bedeutung zur Folge hat. Statt fest umrissener textueller Grenzen oder Bedeutungen werden die Relationen betont, die ein Text zu anderen Texten und deren Bedeutung unterhält. |